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Angst beim Biken - welche Ursachen hat sie und welche Abhilfen gibt es

Angst beim Biken – Ursachen und Abhilfe

Immer wieder hören wir in unserem Alltag als Fahrtechniktrainer und MTB-Guides Sätze wie „Oh, Rinnen machen mir Angst“, „Ich habe Angst, wenn es nass ist“, „Ich bekomme Schiss, wenn es zu steil ist“ oder „Mir rutscht das Herz in die Hose, wenn das Gelände ausgesetzt ist“.

Vielleicht kommen Dir solche Sätze auch bekannt vor?

In diesem Artikel möchte ich Dir die vier Gründe für solche Ängste nennen und ein paar Lösungsvorschläge. Denn eigentlich gibt es nur vier mögliche Gründe, warum jemand Angst in diesen Trailsituationen hat.

Die vier möglichen Gründe dafür, dass Du Angst empfindest, sind:

  1. Dein Gehirn empfängt „Unbekanntes“
  2. Dein Gehirn empfängt „Gefahr“
  3. Eine negative Erfahrung in der Vergangenheit
  4. Eine körperliche Ursache

 

Natürlich erkläre ich Dir im Folgenden genauer, was dahintersteckt. Zuerst einmal – Was ist Angst überhaupt?

Angst beim Biken als Gefühl:

Das Gefühl der Angst beim Biken ist eine normale und gesunde Reaktion des Körpers. Sie soll Menschen helfen, die Ursache einer Gefahr zu erkennen und ihr zu entkommen. Sie löst im Körper die sogenannte „Freeze, Fight oder Flight“ Reaktion aus – sie bereitet Dich also darauf vor, Dich zu verstecken, zu kämpfen oder wegzurennen. Diese drei Dinge sind in Anbetracht von „echten“ Gefahren durchaus lebensnotwendig.

Angst ist also im Grunde nichts Negatives! Angst ist ein gesunder Schutzmechanismus und das Gefühl ist wichtig, da es unser Überleben sichert

Störend wird es nur, wenn Angst unser Verhalten unerwünscht dominiert oder uns von Dingen abhält, die wir gerne machen würden – zum Beispiel Trails fahren.

Angst auf Trails – Ursachen und Abhilfe

Was qualifiziert Roxy über diese Themen zu sprechen?

Roxy ist Dipl. Sport-Mentaltrainerin und zertifizierte Psychologische Beraterin (TMI) – sie coacht Sportler und Nicht-Sportler darin, ihr volles Potential auszuschöpfen, indem sie ihnen hilft, die Ursachen Ihrer Ängste und mentalen Blockaden zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten. Sie coacht online und persönlich, und in ihrem Online-MTB-Mental-Kurs hat sie einige der effektivsten Tools zur Selbsthilfe für Dich zusammengetragen.

Roxy, als Coach für mehr Mut und weniger mentale Blockaden

Nun lass uns noch einmal auf die 4 Gründe zurückkommen – denn ich möchte sie noch etwas genauer erläutern.

Grund 1: Dein Gehirn empfängt „Unbekanntes“:

Es ist wichtig zu wissen, dass unser Gehirn (neben anderen Millionen Aufgaben) eine Hauptaufgabe hat. Diese Aufgabe ist, dass es uns beschützen will.

Unser Gehirn muss in Millisekunden erkennen und einschätzen, wie eine neue Situation mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeht. In der Neurowissenschaft spricht man von „Duration, Path & Outcome“ – das Gehirn muss also entscheiden, wie lange es für eine Aufgabe braucht, wie es diese Aufgabe bewältigt und wie dann das Resultat aussehen wird… Das sind ziemlich viele Entscheidungen für eine Millisekunde, oder?

Wenn jetzt aber „unbekannte Parameter“ dabei sind, wenn Dein Gehirn also z.B. nicht genau weiß, was der Outcome sein wird, oder wie lange es für eine Aufgabe brauchen wird (Duration), oder wie es die Aufgabe ausführen soll (Path) – dann signalisiert es Dir: „Vorsicht!“ – und dieses „Vorsicht!“ kennen wir als das Gefühl „Angst“.

Was heißt das aufs Mountainbiken übertragen?

Naja, ganz einfach! Wenn Du eine Stelle fährst, die für dich neue fahrtechnische Herausforderungen bietet (z.B. eine bisher unbekannten Kombination aus Skills), oder wenn Du in eine Stelle fährst, für die die Fahrtechnik noch nicht so ganz sitzt, dann signalisiert Dir Dein Gehirn bei „Duration, Path und Outcome“ ein „häh?!“ – und Du greifst z.B. in die Bremsen!

Die Lösung: Gezielt an Deiner Fahrtechnik arbeiten! Und zwar NICHT in einer Stelle, die Dir Angst macht – weil Dein Gehirn hier im „Überlebensmodus“ ist und nicht im „Lernmodus“ – sondern arbeite daran wiederholt und strukturiert in einer reizbereinigten Umgebung! (Zum Beispiel auf einem Parkplatz oder auf einfachen Trails) – mehr zum Thema warum Multitasking eine Illusion ist, erfährst Du hier: Fahrtechnik Tipps während der Mountainbike Tour – Hilfreich oder No-Go?

Gezieltes Üben schafft neue Automatismen und Dein Gehirn signalisiert Dir dann „Ich kann das!“ – wodurch die Angst beim Mountainbiken in der Regel abnimmt.

Grund 2: Dein Gehirn empfängt „Gefahr“

Da Dein Gehirn wie in Grund 1 erklärt eine Hauptaufgabe hat (Dich zu beschützen) – entscheidet es bei seiner „Duration, Path & Outcome“ Analyse als erstes, ob Du evtl. in Gefahr bist.

Hierfür gleicht es das erwartete Szenario mit Deiner „Datenbank“ ab und schaut, ob es hier bereits ähnliche Situationen gab, die unerfreulich geendet sind. Und warnt Dich, wenn es Dinge erkennt, die ähnlich ausgehen könnten.

Dein Gehirn irrt sich hier immer lieber in die „übervorsichtige“ Richtung, frei nach dem Motto: „Bei einem Rascheln im Gebüsch renne ich lieber 100 Mal fälschlicherweise vor einem Eichhörnchen weg, als dass ich ein einziges Mal den hungrigen Tiger verpasse“.

Hierbei ist manchmal etwas hinderlich, dass Dein Gehirn in diesem Moment nicht zwischen reeller Gefahr und imaginärer Gefahr unterscheiden kann. Sobald Dein Gehirn denkt, es könnte schmerzhaft werden, zieht es die Handbremse Deines Körpers an…

Manchmal stellt Dein Gehirn dabei etwas “fehlerhafte“ Verknüpfungen her – zum Beispiel speichert es ein Erlebnis als bedrohlich ab, das gar nicht bedrohlich war – so entstehen zum Beispiel oft Prüfungsängste oder die Angst vor öffentlichen Verkehrsmitteln.

Dein Gehirn ist superschnell in seiner „Analyse“ und dem „Datenbank-Abgleich“ – so schnell, dass Du eventuell Angst hast, weil irgendetwas an dieser Situation Dein Gehirn an etwas erinnert, das schmerzhaft war, obwohl Du vielleicht bewusst gar nicht weißt, was genau die Ursache ist.

Hier kommt Grund 3 ins Spiel:

Grund 3: Eine negative Erfahrung in der Vergangenheit

Vielleicht hast Du mal einen Sturz erlebt, oder einen Sturz gesehen, der Dein Gehirn an das erinnert, was jetzt gerade passiert? Oder Du hast als kleines Kind etwas erlebt? Oft sind diese Erinnerungen nicht bewusst – also im Unterbewusstsein gespeichert. Diese Verknüpfung an die Vergangenheit kann Dein Gehirn zum Erkennen von „Gefahr“ bringen – also Grund Nummer 2.

Oft sind es auch „gespiegelte Ängste“ – also Ängste, die wir von unseren Eltern oder Geschwistern übernommen haben. So kommt es, dass sehr viele Leute, deren Eltern Höhenangst haben, auch Höhenangst bekommen. Weil sie ihre Eltern spiegeln und von Kind auf mitbekommen haben, dass Höhe per se gefährlich ist…

Grund 4: Eine körperliche Ursache

Evtl. hast Du noch eine Verletzung oder eine muskuläre Schwäche, die Dein Körper wahrnimmt, weshalb er Dir „Unbekanntes“ oder „Gefahr“ signalisiert? Oder Du nimmst Medikamente, die Deine Koordination beeinflussen? Oder Du hast Gleichgewichtsstörungen… Es gibt diverse körperliche Ursachen für Ängste – und auch hier wieder ist es wichtig zu erkennen, dass Ängste eine gesunde Schutzfunktion sind. Man sollte Ängste erst einmal liebevoll hinterfragen und versuchen herauszufinden, was sie einem sagen wollen…

Grundsätzlich will jedes Gefühl in uns, uns etwas mitteilen – ob wir zuhören, liegt wiederum an uns.

Was kannst Du nun gegen Angst beim Biken tun?

Erstens ist es wichtig zu wissen, dass es kein „Allheilmittel“ gibt – da es immer wichtig ist zu erörtern, ob es sich um eine schützende/berechtigte Angst oder eine mentale Blockade handelt. In diesem Artikel beschreibe ich den Unterschied zwischen „gesunder/berechtigter Angst“ und einer „mentalen Blockade“.

Was kannst Du gegen Angst am Trail tun?

Solltest Du jedoch denken, dass Grund 1 und 2 Deine Gründe sind, dann hilft auf jeden Fall gezieltes Fahrtechniktraining (besser noch: regelmäßiges Coaching)  – da Dein Gehirn dann Antworten auf das „Unbekannte“ bekommt und Strategien entwickeln kann, um die „Gefahr“ abzuwenden.

Sollte Grund 3 Dich ansprechen, dann ist es ratsam, ein Mentaltraining zu buchen – es gibt mittlerweile sogar Selbsthilfekurse, die konkrete Werkzeuge bieten, mit denen Du Dir selbst helfen kannst, Deine „negativen“ Emotionen zu regulieren.

Bei Grund 4 hilft natürlich Dein Arzt des Vertrauens… Und auch Selbstakzeptanz – also zu akzeptieren, dass man das, was man erreichen will, evtl. realistisch (noch) nicht erreichen kann, oder halt langsamer, als erhofft.

Oft lassen wir uns von unserem Ego Dinge einreden oder Druck machen – aber wenn es unser eigener Druck ist, unter dem wir leiden: wer kann diesen Druck dann von uns nehmen, außer wir selbst…??

Fazit

Oft neigen wir dazu, als erstes mit Ablehnung auf unsere Angst zu reagieren. „Ich will, dass sie weg ist!“ sagen viele… Aber schlussendlich ist jede Emotion, die wir empfinden da, um uns etwas mitzuteilen. Oft hilft es, erst einmal liebevoll mit sich umzugehen und zu hinterfragen, was die Angst (oder jede andere Emotion) einem sagen will und was der Grund für diese Emotion ist.

Mehr Mut und weniger Angst beim Mountainbiken

Oft finden wir dadurch sehr viel mehr zu uns selbst und über uns selbst heraus, als wir durch eine magische „angstlöschende“ Pille herausgefunden hätten… Und außerdem ist es wichtig zu erkennen, dass die Angst uns zeigt, dass wir uns selbst wichtig sind und wir uns nicht verletzen wollen.

Der nächste Schritt ist dann, dass wir gezielt an der Fahrtechnik arbeiten, um berechtigten Ängsten die Daseinsberechtigung zu nehmen und wenn dann immer noch Ängste bestehen, kann ein gezieltes Mentaltraining helfen.

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