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- Der Mountainbike Blog -

Fahrtechnik, Mentaltraining und mehr...

mountainbiken lehrt dir so einiges über das leben

Was uns das Mountainbiken über das Leben lehrt – und das Leben über das Mountainbiken

Für viele von uns ist Mountainbiken ein AUSGLEICH zum (stressigen) Alltag. Für einige ist Mountainbiken eine Methode, um ABZUSCHALTEN. Oder ein Weg, um DAMPF ABZULASSEN. Das sind alles legitime Motivationen fürs Biken – und es gibt bestimmt noch einige weitere.

Aber weißt Du, was daran spannend ist? Dass wir viele „Alltagsprobleme“ auch in unseren Mountainbike-Alltag mitnehmen (ohne es zu merken) und, dass wir aber auch genau deswegen DURCH das Mountainbiken VIEL MEHR in unserem Alltag erreichen können!

Wir können einige Lektionen, die uns das Biken lehrt, instrumentalisieren, um unser Leben immens zum Guten zu beeinflussen. Aber nur, wenn wir uns der Verbindung bewusst sind und wir diese auch gezielt NUTZEN. In diesem Artikel bekommst Du konkrete Tipps dazu.

Hast Du schon mal gemerkt, dass eigentlich alles im Leben verbunden ist? Alles.

Zum Beispiel: ob Du in der Schule gehänselt wurdest, wirkt sich (auf irgendeine Weise) auf Dein späteres Leben und Dein Selbstbewusstsein und Umgang mit Anderen aus… Und ob Du heute beim Wheelie-Üben Erfolg hattest, wirkt sich auf Deine Laune aus – und damit auf Deinen Umgang mit Deinem Partner, damit auf dessen Laune und damit auf den Verlauf des Abends… Und damit auf den nächsten Arbeitstag und damit auf die Kollegen… Und, und, und….

wheelie lernen mit dem mountainbike
Kennst Du das?

Du übst eine MTB-Technik und irgendetwas klappt nicht… Und dann verzweifelst Du so sehr, dass Du beginnst, AN ALLEM zu zweifeln?

Dann kommt diese gemeine Stimme in Dir, die sagt: „Vielleicht solltest Du gar nicht mountainbiken“ oder „Du hast einfach kein Talent“ oder „Du bist so unfähig!“

In diesem Artikel wollen wir Dir konkrete Tipps an die Hand geben, wie Du mit dieser Stimme besser umgehen kannst und wie Du sowohl beim Biken, als auch im „echten“ Leben, mehr Erfolg durch mehr Selbstvertrauen haben kannst.

1. Fehler ERWARTEN!

Oft wird gesagt, wir brauchen „Fehler-TOLERANZ“. Das ist vollkommen richtig, aber wir möchten noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Wir sollten Fehler bereits (freudig) ERWARTEN. Denn egal, ob beim Erlernen von MTB-Fahrtechnik, oder im täglichen Leben, es gibt wenige Dinge, die uns so effektiv WACHSEN lassen, wie Fehler!

Neurowissenschaftlich ist es sogar belegt, dass Fehler und die damit verbundene „BÄH, das mag ich nicht“ – Reaktion Neurotransmitter (u.A. Acetylcholin) im Gehirn freisetzen, die die Areale in unserem Gehirn MARKIEREN.

Du kannst es Dir wie einen großen, neongelben Textmarker vorstellen, mit dem wir die Areale farbig ausmalen – damit wir später, wenn unser Gehirn zur Ruhe kommt (weshalb Meditation übrigens den Lernfortschritt fördert) – wissen, wo nun Veränderung stattfinden muss.

Diese „Veränderung“ nennt man NEUROPLASTIZITÄT – und so funktioniert LERNEN. Unser Gehirn ist stetig im Wandel und nur durch diese (bis ins hohe Alter anhaltende) Neuroplastizität können wir lernen und uns an Dinge erinnern.

In der Neurowissenschaft sagen daher viele Wissenschaftler – es gibt keine Fehler, es gibt nur Feedback!

Wenn wir nun aber Angst davor haben, Fehler zu machen (also Feedback zu bekommen) – dann sperren wir uns gegen den Lernfortschritt. Die Bereitschaft, Fehler zu machen, ist demnach essentiell für Deinen Lernfortschritt!

Natürlich können wir daran arbeiten, die Wiederholung desselben Fehlers zu vermeiden. Denn Qualität entsteht durch Verbesserungen und dadurch, dass man aus Fehlern tatsächlich lernt. Dafür musst Du aber Fehler machen! Es darf also nicht darum gehen, jegliche Fehler zu verhindern!

Es ist sogar so, dass eine Übungssession, die sich „kacke“ anfühlt, Dir ein paar Tage später deutlich mehr Lernfortschritt bringen kann, als 5 Sessions, die sich gut angefühlt haben! Weil unser Gehirn in der „schlechten“ Session mehr Areale zur Veränderung markieren konnte…!

Wenn wir uns also sogar freuen, wenn Fehler passieren und ihnen mit einer offenen, interessierten Haltung (einem sogenannten Growth-Mindset) begegnen – dann können wir den Lernimpuls sogar noch weiter verstärken!

Nur so nebenbei: Diese interessierte Haltung hat bereits einige wichtige Entdeckungen der Vergangenheit ermöglicht… Eines der wohl berühmtesten Beispiele ist die Entdeckung des Penicillins. Alexander Fleming ließ Petrischalen mit Bakterienkulturen, die er untersuchte, auf dem Labortisch liegen, als er für ein paar Tage in den Urlaub fuhr. Bei seiner Rückkehr war die Nährlösung verschimmelt… Statt sich über diesen Fehler zu ärgern und die verdorbenen Schalen zu entsorgen, schaute er genau hin und entdeckte, dass die Bakterienkulturen darin verschwunden waren. Durch weitere Untersuchungen wies er schließlich die bakterientötende Wirkung der „Penicillin-Pilze“ nach und ermöglichte so die Entwicklung des Penicillins.

Der einzige Weg, Fehler zu vermeiden, ist: NICHTS zu probieren…  Wer nicht handelt, macht auch keine Fehler. Aber: hier ist genau der Unterschied zwischen erfolgreichen Bikern/Menschen und denen, die ihre Ziele (auf dem Bike und im Leben) nicht erreichen…

Erfolgreiche Biker/Menschen trauen sich, Fehler zu machen, Dinge auszuprobieren und dazuzulernen. Und zwar überall und nicht nur dort, wo es gesellschaftlich erlaubt und geduldet ist.

Freue Dich also, wenn Du Fehler machst! Schaue ihn Dir genauer an, frage den Fehler:
„Was willst Du mir sagen?“
„Was darf ich von Dir lernen?“
„Wie darf ich durch Dich besser werden?“

2. Clever vergleichen!

Viele Leute sagen: „Vergleiche Dich nicht mit anderen, das bringt nichts!“ Andere wiederum sagen: „Vergleiche Dich immer – nur dann kannst Du wissen, ob das, was Du machst, gut ist!“

Was ist davon jetzt richtig?!

Im Leben (und bei der MTB-Fahrtechnik) ist das Kategorisieren in RICHTIG und FALSCH nicht immer förderlich. Wir (Roxy und Berni) suchen sowohl in diesem Blog, als auch bei unseren Coachings, daher gerne Lösungen, die für DICH funktionieren.

Bei dem Beispiel von eben frage Dich: Wie kann ich aus beiden „Wahrheiten“ für mich das Beste herausziehen? Wann soll ich mich vergleichen, und wann nicht?

Wie wäre es damit, wenn Du Dich nur dann vergleichst, wenn es Dir als INSPIRATION und MOTIVATION dient und Du Dich nicht vergleichst, wenn es Dich NEIDISCH oder TRAURIG macht, oder gar FRUSTRIERT?!?

Hört sich gut an? Und wie erreichst Du das?

Indem Du:

  1. NICHT Deine schwächsten Seiten in Beziehung zu den stärksten Seiten des anderen stellst.

  2. die negativen Gefühle hinterfragst: „Warum frustriert mich das?“ Nimm die Gefühle ernst und schaue sie Dir mit einer Neugierde an – genau wie wir oben im Umgang mit Fehlern beschrieben haben. Was will Dir das Gefühl sagen?

    Meistens wirst Du darauf kommen, dass Du das Erreichen dieses „Etwas“, auf das Du neidisch bist, zu stark an Dein Selbstwertgefühl koppelst. Dazu erfährst Du mehr in Tipp 3.

3. Dein Selbstwert ist NICHT an ein Ziel gebunden!

Oft ist man sich dessen gar nicht so bewusst, aber wenn wir mal ganz ehrlich sind und in uns hinein hören, wird uns Folgendes bewusst: Oft sind wir neidisch oder frustriert, wenn wir etwas nicht erreichen, weil wir denken, dass wir etwas können MÜSSEN, um wertvoll zu sein. Nach dem Motto: „Ich bin nur dann ein guter Mountainbiker, wenn ich XY kann“.

Auch wenn wir das seit Kindheit in unserer Gesellschaft zugesprochen bekommen, dass wir nur „gut“ sind, wenn wir beispielsweise gute Noten bekommen, wenn wir einen angesehenen Beruf haben, wenn wir einen gewissen „Status erreicht“ haben (etc.) – ist das kompletter BLÖDSINN!

Denn lass uns Dir sagen: Du bist WERTVOLL – so wie Du bist!

Es ist vollkommen egal, ob Du S1 fährst, einen Wheelie kannst, ein Cabrio fährst oder 1 km auf dem Vorderrad herumrollen kannst – oder, ob Du es nicht kannst!

Unser Ego funkt da oft dazwischen und sagt – was für ein Bockmist, natürlich bin ich erst gut, wenn XYZ. (Oder Du denkst Dir: „Bestimmt schreibt die Roxy das nur, weil sie selbst nichts erreicht hat!“) KLAR – so kannst Du denken, aber dann stehst Du Dir selbst im Weg, zu Deiner besten Version zu werden.

Und darum geht es: Wir wollen zu UNSERER BESTEN VERSION werden. Nicht zur besten Version eines Anderen! Und dabei zählt: Der Weg ist das Ziel – und dies erfordert tägliche Offenheit und auch das Annehmen, dass Du wertvoll bist, unabhängig davon, was Du erreichst!

Geht es schlussendlich auf dem MTB (und im Leben) nicht darum, dass es uns GUT GEHT? Dass wir Spaß haben? Dass wir das Leben genießen? HEUTE!?

Warum hörst Du dann auf die herablassende Stimme in Deinem Kopf, warum hast Du nicht einfach JETZT Spaß und genießt Deine Reise zum Skill XYZ? Warum bist Du erst wertvoll, wenn Du XYZ hast/kannst?! Und wenn Du XYZ dann hast, hörst Du dann auf, zu streben?

Wenn Du also beim Üben (oder im Alltag) merkst, dass Du anfängst, Dich selbst herunterzumachen – Stelle Dir ein großes STOPP-Zeichen vor! Und sage zu Dir (gerne auch LAUT!):

 „Auch wenn ich diesen Fehler jetzt gemacht habe /, auch wenn ich das noch nicht kann, bin ich OK, so wie ich bin! Ich bin gut so, wie ich bin!“

4. Selbstbelohnung und Dankbarkeit für das, was Du schon hast/kannst

Ein Experiment hat bewiesen, dass wir eher zum Erfolg kommen, wenn wir für Fehler nicht bestraft werden. Diesen Effekt, also dass wir eher Erfolge haben, wenn wir uns auf das Resultat fixieren, statt auf die Fehler, nennt man den „Super-Mario-Effekt“ – da wir, wenn wir Super Mario spielen ja auch millionen Mal in Löcher fallen oder von Schildkrötenpanzern zerquetscht werden – und trotzdem mit Spaß immer weitermachen, bis wir die Prinzessin gerettet haben. Dabei liegt der Fokus auf der Prinzessin und nicht auf dem Schildkrötenpanzer.

Aber ganz ehrlich – wie oft legen wir im Alltag (und auf dem Bike) den Fokus auf die Dinge, die wir (noch) NICHT können, statt auf das Ziel?

Die gute Nachricht ist: Das zu ändern, liegt in unserer Hand! Du kannst wählen, worauf Du Dich fokussierst.

Fange SOFORT an – fokussiere Dich auf das, was Du bereits kannst. Auf das, was Du heute gelernt hast, selbst wenn es noch so winzige Fortschritte sein sollten. Es ist wichtig, dass Du Dir selbst immer wieder bewusst machst, was Du schon erreicht hast und dass Du auf dem richtigen Weg bist!

In dem Moment, in dem Du Dich selbst dafür belohnst, Dich selbst lobst und DANKBARKEIT und WERTSCHÄTZUNG für das spürst, was Du erreicht hast, in diesem Moment schüttet Dein Gehirn Dopamin aus. Dopamin ist ein sehr wichtiges Hormon und Du kannst Dir Dopamin wie einen SUPERKLEBER vorstellen, der in Deinem Gehirn den Lerneffekt festklebt. UND: Dopamin ist ein extrem kraftvolles Hormon – Dopamin ist unser „Schwamm“, der Adrenalin aufsaugt und uns unaufhaltsam macht.

Kennst Du das, wenn Du so richtig glücklich bist und vor Freude quasi zerspringst? Kennst Du das, wenn Du Dich unaufhaltsam fühlst und Energiereserven aktivieren kannst, die Du nicht kanntest?? Das ist Dopamin – eine (legale) Droge, die wir selbst triggern können, um uns HIGH zu machen! Und NOCH schneller zu lernen und vor allem, um glücklicher zu sein!

Fange beim Üben von MTB-Fahrtechnik damit an – und transferiere es dann auch in Deinem Alltag: fokussiere Dich auf die Dinge, die Du schon erreicht hast! Sei täglich dankbar und lobe Dich! Wir versprechen Dir, dass dies große Auswirkungen auf Deine Zufriedenheit haben wird.

5. PLAY – Spiele wie ein Kleinkind

Dies gilt genau wie alle anderen Punkte für das Mountainbiken, aber auch für das Leben. Wir Menschen sind Trott-tiere. Wir fallen gerne in einen Trott und wiederholen diese Gewohnheiten Tag für Tag. Und das überträgt sich auch oft auf das Mountainbike.

Wir wiederholen die gleichen Dinge, erwarten aber andere Resultate…

Das klingt absurd und auch etwas dumm… Aber wenn Du mal ganz ehrlich bist, kann es sein, dass Du auch Rituale und tägliche Abläufe hast, die Dir eigentlich nicht mehr dienen, Du sie aber einfach aus Gewohnheit wiederholst?

Sei es nur, dass Du morgens als erstes auf Dein Smartphone schaust, oder immer wieder eine Serie oder ein Programm schaust, dass Dir eigentlich nichts bringt?

Fange beim Mountainbiken an – bringe mehr VERSPIELTHEIT in Dein Training. Sei im JETZT und habe einfach Spaß! Probiere neues, habe keine Angst vor Fehlern, sondern genieße einfach die Variation.

Und dadurch sprichst Du komplett neue Areale in Deinem Gehirn an – und es eröffnen sich Dir auf einmal neue Wege – auf dem Bike und im Alltag.

Im Englischen sagt man “ Neurons that fire together, wire together.“ Übersetzt: Neuronen, die zusammen feuern, verdrahten sich. Tag für Tag festigen und bilden wir in unserem Gehirn durch intensives und wiederholtes Denken, Fühlen und Handeln existierende und neue Strukturen.

Andere, nicht so aktive neuronale Pfade dagegen werden vernachlässigt und veröden damit. Diesen Prozess nennt man neuronalen Darwinismus: „das Überleben der Beschäftigsten“. Wenn wir diese neuronalen Bahnen nicht trainieren, verlieren sie an Stärke, so wie auch ein Muskel an Stärke verliert, wenn er nicht benutzt wird.

Wenn Du neue Resultate willst, musst Du bereit sein, neue Wege zu gehen!

Fazit:

In unserer heutigen, eher leistungsorientierten Gesellschaft übertragen wir unseren strengen Leistungsgedanken oft auf das Mountainbiken und festigen so auch beim Mountainbiken unsere „alten Automatismen“ im Gehirn. Indem wir aber beim Mountainbiken bereit sind, neue Wege zu gehen, wertschätzender mit uns umzugehen, Fehlern mit einer Neugierde entgegenzutreten, uns auf das Positive zu fokussieren und Dankbarkeit zu praktizieren, können wir auch für den Alltag sehr viel lernen und mitnehmen.

Jeder Moment ist ein neuer Anfang – wünsche Dir nicht, dass es einfacher ist, arbeite an Deinen Methoden, dass es Dir einfacher fällt. Denn alles ist schwierig, bis es einfach wird!

Literaturverzeichnis:

Standop, Jutta, (2008) Fehler und Negatives Wissen. Der lernförderliche Umgang mit dem Fehler (1. Teil).

Schmidt, F.R. et al. (2010). Physiologie des Menschen. Springer-Verlag. Heidelberg

Fritz, J.: Theorie und Pädagogik des Spiels. München 1991

Das Experiment, das den Super-Mario-Effekt belegt, der besagt, dass der Lernerfolg deutlich höher ist, wenn keine Bestrafung erfolgt: https://www.youtube.com/watch?v=9vJRopau0g0

Yilmaz, M. & Huberman, A. (2019), Creating Fears: It’s all in your line of sight.

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