„Motorisches Lernen am Beispiel MTB-Fahrtechnik – wie es funktioniert und wie Du „Biohacking“ betreibst, um schneller zu lernen“
Vielleicht hast Du Dir schon oft gewünscht, dass Du schneller lernst? Und Dich gefragt, wie Lernen eigentlich funktioniert? In diesem Artikel erfährst Du es!
Wie unser Gehirn neue Informationen aufnimmt:
Du kannst Dir unser Gehirn wie einen Computer vorstellen, auf den jede Sekunde ca. 12 Millionen Bits an Informationen einströmen. Von diesen werden nur ca. 30 – 150 Bits vom Bewusstsein wahrgenommen! Das, was wir also bewusst wahrnehmen, ist vergleichbar mit einem Reiskorn in einem riesigen Sack Reis.
(Wenn man das weiß, ist es nicht mehr verwunderlich, warum Menschen so oft aneinander vorbeireden 😉 Aber das ist ein anderes Thema…)
Vor allem, wenn wir etwas Neues lernen wollen, ist es daher wichtig, dass wir das „richtige“ Reiskorn aufnehmen. Du lernst bedeutend schneller, wenn Du bereits vorgefilterte Informationen bekommst – das bedeutet – wenn Du „bewährte“ Techniken lernst und nicht 10 verschiedene vorgestellt bekommst, aus denen Du erst noch das nützliche herausfiltern musst.
Daher ist es besonders wichtig, dass Du einen Trainer buchst – der sehr viel Erfahrung mitbringt und bereit ist, sich auf DICH einzustellen. Idealerweise einen Trainer, der das hauptberuflich macht und sich regelmäßig EXTERN fortbildet.
Wie unterscheidet sich motorisches Lernen, also das Lernen von Bewegungen, vom normalen, also vom „mentalen“ Lernen?
Für Dein Gehirn reicht in der Regel ein einziger AHA-Moment aus, und es weiß, was gemeint ist – und behält dies auch sehr lange. Das Lernen von Bewegungen geht leider nicht mit EINEM Aha-Moment…!
Beispiel: ich zeige Dir wie ein Bunny Hop aussieht und Du weißt dann, was ein Bunny Hop ist. Aber Du weißt noch lange nicht, wie Dein Körper ihn ausführen kann!
Beim motorischen Lernen dauert es nämlich viel viel länger, bis deine neuronalen Verknüpfungen geschaffen sind und die Muskeln und Sehnen kräftiger werden!
Wie kannst Du erfolgreich, effizient und vor allem bleibend Bewegungen lernen?
1. MTB-Fahrtechnik Experten buchen:
Indem Du gleich am Anfang einen Trainer buchst, der Dir eine solide Basis schafft, auf der Du Deine Techniken aufbauen kannst. Eine Kette ist immer so stark wir ihr schwächstes Glied. Wenn Du alleine trainierst, kann es gut sein, dass Du zwar immer weiter die starken Glieder stärkst, Dein schwächstes Glied jedoch nicht erkennst – und dadurch KOMPENSATORISCHE MUSTER entwickelst. Je mehr Du nun trainierst, umso mehr automatisierst Du diese kompensatorischen Muster – umso schwieriger ist es auf lange Sicht, sie wieder wegzutrainieren. Um konstant und effektiv zu trainieren, eignet sich besonders gut online Coaching mit persönlichem Coach-Feedback – weil Du dann selbstbestimmt und regelmäßig üben kannst.
2. Gefühle als Beschleuniger:
Du lernst schneller, wenn Du etwas wirklich verstehst und auch Dein Körper Ahaaaa-Erlebnisse hat. Ideal ist, wenn diese Ahaaa-Erlebnisse ein positives GEFÜHL auslösen. Denn Gefühle sind der ideale Lern-Beschleuniger! Wenn Du Dinge nur ausführst „weil es halt so ist“, schwindet bald die Motivation und der Lernerfolg ist mäßig!
3. Wissen WO Du Deine MTB-Fahrtechnik übst:
Du kannst Deinen Erfolg beschleunigen, indem Du unter sicheren, also reizbereinigten Bedingungen, wiederholt übst! Lernen geschieht in Phasen – in der ersten Phase erfolgt das Lernen über Deine Kognition, also über Deine Logik. Hier ist es wichtig, dass Du nicht abgelenkt bist – Du also zum Beispiel auf einem Parkplatz übst und NICHT im Gelände!
Warum? Weil Dein Gehirn sich in dieser Phase nur auf eine Sache konzentrieren kann. Und zweitens:
Dein Gehirn unterscheidet immer zwischen SICHERHEIT und GEFAHR. Dafür ist es gemacht!
Empfängt es „Gefahr“, kann es nur alte Automatismen abrufen – also alte Bewegungsmuster. Daher ist Lernen im Gelände, direkt an einer Schlüsselstelle leider unmöglich! Du lernst vielleicht, Dich mit Deiner bisherigen Technik zu arrangieren, aber Du lernst auf keinen Fall neue Bewegungsmuster!
4. Realistische Erwartungen an die Häufigkeit:
Du lernst neue Bewegungen NUR, indem Du die neuen Bewegungsmuster sehr sehr oft wiederholst – also übst! Moderne neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass man eine neue Bewegung ca. 2000 – 3000 Mal wiederholen muss, bis die Bewegung automatisiert ist. Automatisiert heißt, dass Du sie auch, wenn Du abgelenkt bist, abrufen kannst! Und ganz ehrlich – auf den Trails sind wir immer abgelenkt 😉 (Huch, ein Stein! Oh, da geht’s lang! Pfüüüützeeeee! Hallo, Wanderer! Oh da ist’s bestimmt rutschig!)
5. SMARTe Ziele:
Indem Du Dir klare und am besten auf einen klaren Zeitpunkt terminierte Ziele setzt! Dies löst im Gehirn bestimmte Neurotransmitter aus, die die Neuroplastizität beschleunigen.
6. Wissen, wie lange Du Deine MTB-Fahrtechnik-Übungseinheiten machst:
Übe lieber öfter und kürzer, als seltener und länger! Du würdest Deine Katze ja auch nicht 1 Mal im Monat füttern, oder? Genau wie Katzen, brauchen unsere Gehirnzellen regelmäßig neuen Input, um zu wachsen! So bist Du immer im idealen Lernzustand und profitierst maximal!
7. Variation und Fun!
Habe Spaß und variiere Deine Trainings! Variation statt stumpfe und langweilige Wiederholung führen zum Erfolg. Wenn Du mal keine Lust hast zu üben, dann mache etwas anderes und freue Dich auf die nächste Übungssession, in der Du Deine Übungen dann etwas variierst.
8. Nutze die Kraft der Visualisierung!
Visualisiere Deinen Erfolg! Am besten so detailliert und mit so vielen Sinnen, wie möglich. Es ist bewiesen, dass alleine das Vorstellen und mentale „Proben“ von Bewegungen erhebliche Lernfortschritte auslöst.
Wie Du Frustration beim Lernen von neuer MTB-Fahrtechnik vermeidest:
1. Es ist wichtig, dass Du verstehst, dass Automatisierung Z-E-I-T braucht, siehe Punkt 4 oben.
Du kannst Dir das Lernen generell wie das Bauen einer neuen Autobahn vorstellen. Und zwar hast Du im Gehirn bereits eine Autobahn – das sind Deine bisherigen Automatismen. Nun fängst Du an, Deine MTB-Fahrtechnik zu bereinigen – das ist so, als ob Du neben der alten Autobahn einen Trampelpfad baust.
Nun sagt Dein Gehirn aber „Ich bin doch nicht blöd, da ist die Autobahn, warum soll ich den Trampelpfad nehmen?“ Du kannst die Entscheidung, den Trampelpfad zu nehmen, also nur AKTIV treffen = dafür brauchst Du Willenskraft und eine Umgebung ohne Ablenkung. Zum Beispiel einen Parkplatz oder eine Wiese – oder einen für Dich sehr einfachen Trail.
2. Indem Du realistische Ziele setzt und auch bereit bist, Deine Erwartungen anzupassen.
Meistens sind wir frustriert, wenn wir unsere eigenen oder die Erwartungen anderer nicht erfüllen. Beim Erlernen von Mountainbike Fahrtechnik geht es meist um UNSERE EIGENEN ERWARTUNGEN. Und die Höhe dieser Messlatte können wir uns selbst stecken! Wenn wir merken, dass sie unrealistisch gesteckt ist – kannst Du sie ändern! Überlege mal – geht es beim Biken darum, zu leiden und uns selbst zu bestrafen, oder darum, dass wir Spaß haben und es uns gut geht…?
Dazu gibt es ein sehr interessantes Experiment – dieses hat gezeigt, dass Probanden viel verlässlicher zum Erfolg kommen, wenn sie keine Strafe dafür bekommen, wenn sie Fehler machen. Die Probanden hatten also DEUTLICH MEHR ERFOLG, wenn es rein darum ging, das Ziel zu erreichen, ohne „Punkte abgezogen“ zu bekommen, wenn sie Fehler machten oder das Ziel nicht erreichten.
Wenn Du Dir selbst also „keine Punkte abziehst“ – also Dich selbst nicht dafür „bestrafst“, wenn Du Dein Ziel nicht erreichst – zum Beispiel indem Du Dich entscheidest, NICHT frustriert zu sein, sondern Deine Erwartungen zu ändern – dann ist die Chance, dass Du Dein Ziel erreichst, deutlich höher!
3. Indem Du Fehler als „Learning“ siehst und nicht als „Fail“
Wenn Du jedem Fehler mit einer Neugierde begegnest und Dir denkst – „Hah, interessant, so hat es also nicht funktioniert, was kann ich ändern, damit es funktioniert?“ – dann ist Dein Gehirn und Körper viel bereiter, neue Bewegungen zu lernen, als wenn Du Dich dafür verurteilst, dass es nicht klappt. (Siehe auch Punkt 3)
4. Indem Du Feedback bekommst, das für Dich logisch ist
Nur wenn Du wirklich weißt, WARUM Du etwas so machen „solltest“, wirst Du es in der Regel auch ändern. Dies bekommst Du zum Beispiel von einem hauptberuflichen, erfahrenen Trainer.
Fazit:
Wenn Du also schnell und effektiv lernen willst und bald Dein gewünschtes MTB-Fahrtechik-Level erreichen willst, ist es unabdingbar, dass Du regelmäßig, in einflussbereinigter Umgebung, STRATEGISCH übst, dabei Spaß hast und mit Dir selbst geduldig und wertschätzend umgehst! Im Idealfall holst Du Dir Hilfe von einem professionellen MTB-Coach, der Dir mehr Hintergrundwissen geben kann und Ursachenfehler bereinigt, bevor Du sie automatisierst! So bist Du immer im idealen Lernzustand – bist also nie gelangweilt, überfordert oder unterfordert – sondern maximal motiviert!
Wenn Du noch Fragen hast oder deine MTB-Fahrtechnik mit uns verbessern willst, melde Dich sehr gerne bei uns!
Deine Coaches, Roxy & Berni
Literaturverzeichnis:
Grillo, T. & Suppé, B. (2014). Bedeutung der Instruktion für das motorische Lernen. In: Gantert, S.-G. & Suppé, B. (Hrsg.). FBL Klein-Vogelbach. Functional Kinetics. Die Grundlagen. 7.Auflage.Springer-Verlag. Berlin-Heidelberg.
Hossner, E.J. & Künzell, S. (2003). Motorisches Lernen. In: Mechling, H. & Munzert, J. (Hrsg.). Handbuch Bewegungswissenschaft – Bewegungslehre. Hofmann. Schorndorf.
Schmidt, F.R. et al. (2010). Physiologie des Menschen. Springer-Verlag. Heidelberg
Das Experiment, das besagt, dass der Lernerfolg deutlich höher ist, wenn keine Bestrafung erfolgt: https://www.youtube.com/watch?v=9vJRopau0g0
Yilmaz M, Huberman AD (2019), Creating Fears: It’s all in your line of sight. 29: R1232-1234.