MTB-Fahrtechnik ist keine Raketenwissenschaft. Ok, das ist vielleicht so.
Aber das sinnvolle Unterrichten und das effektive Erlernen von MTB-Fahrtechnik sind deutlich komplexer, als viele denken!
Du kannst dabei leider ganz viel „falsch“ machen und dadurch Deinen eigenen MTB-Fahrtechnikfortschritt (oder, falls Du ein MTB-Fahrtechniktrainer bist, den Fortschritt Deiner Schüler) stark verlangsamen oder sogar ganz stoppen…
In dieser Blogserie möchten wir Dir daher ein paar der Erfolgskiller vorstellen und natürlich auch verraten, wie Du sie vermeiden kannst!
Erfolgskiller #1 – Zu schnelles Fortschreiten beim Erlernen der MTB-Fahrtechnik
Der vielleicht sogar häufigste Fehler ist zu schnelles Fortschreiten – die meisten Biker üben also Techniken, die einfach noch viel zu komplex oder fortgeschritten für ihr momentanes Level sind.
Ich möchte Dir in diesem Artikel ein konkretes Beispiel nennen, das mich Jahre gekostet hat! Und das mich auch heute noch limitiert.
Ich habe, als ich mit dem Biken angefangen habe, ein Fahrtechnikcamp besucht. Das Camp ging 4 Tage und an 2 Tagen wurde Fahrtechnik geübt. Die Inhalte waren:
- Die Position im Bike
- Trackstand
- Bremsen
- Absteigen
- Hindernisse überwinden
- Steilstücke fahren
- Kurven und Kehren
- Vorderrad anheben
- Hinterrad anheben
- und Bunny Hop (falls Du nicht weißt, was das ist: der Bunny Hop ist eine Sprungtechnik für das MTB, bei dem erst das Vorderrad und dann das Hinterrad abhebt, mit dem man z.B. über Hindernisse springen kann).
Die oben genannten Inhalte sind in den meisten Fahrtechnikcamps „standard“ – und das ist auch verständlich – denn dies sind einige der beliebtesten und auch „fundamentalen Techniken“ auf dem MTB. Es sind also Techniken, die jeder versierte Mountainbiker beherrschen sollte – oder beherrschen will.
Aber – ganz ehrlich, diese ganzen Techniken in 2 Tagen zu lernen ist UNMÖGLICH.
Es ist einfach körperlich und geistig nicht möglich, sich diese ganzen Inhalte und alle deren Teilschritte zu merken, geschweige denn, in dieser Zeit auch noch körperlich umzusetzen…
Und noch weniger ist es möglich, die Bewegungen zu automatisieren, so dass man sie dann im Gelände wirklich auch unter wechselnden Bedingungen abrufen kann.
Aber – was habe ich gemacht? Ich wollte UNBEDINGT den Bunny Hop lernen! (Denn der Bunny Hop ist ja cool!) Also habe ich danach monatelang nur noch den Bunny Hop geübt… Und ich habe mir damit ordentlichen Bockmist eingebrockt.
Was ich damals nicht wusste, ist nämlich, dass das Fundament wichtiger ist als alles andere.
Und was ich außerdem nicht wusste, ist, dass ich Fehler in den Bewegungen hatte, die den Bunny Hop zusammensetzen – ich hatte eine unvorteilhafte Technik zum Vorderradanheben gelernt und hatte außerdem eine sehr limitierende Technik für das Hinterradanheben gelernt – und das Bindeglied zwischen vorne und hinten war ehrlich gesagt ein reines Gemurkse…
Der Trainer war super nett und es war eine geile Zeit – und ich bin keinesfalls böse auf ihn. Er wusste es einfach nicht besser – weil es bei ihm ja funktionierte. Er hatte mit Sicherheit keinerlei böse Absichten… Er hat im besten Wissen und Gewissen gehandelt, hat aber nicht überlegt, welche Teilelemente diesen Move wirklich zusammensetzen und welche Fehlerketten es gibt – welcher Fehler also zu welchem Folgefehler führt…
Ich dachte aber, dass ich einfach zu dumm bin, um diesen Hop zu lernen, oder zu klein (ich bin 158), oder zu schwach oder zu alt… Ich habe aber trotzdem immer weiter geübt – denn immerhin wollte ich mir nicht vorwerfen, dass ich zu wenig geübt habe (das ist übrigens auch ein Erfolgskiller, aber mehr dazu in einer der nächsten Episoden)…
Was ich dadurch erreicht habe? Jahrelang keinen Bunny Hop – aber sehr sehr viel Frust!
Warum??
Weil ich zu schnell zu fortgeschrittene Dinge geübt habe, ohne zuerst ein solides Fundament zu bauen!
Erst als ich Jahre später angefangen habe, selbst zu unterrichten, zu coachen und viele Fortbildungen in den Bereichen Methodik, Didaktik, Neurowissenschaften, Psychologie und Bewegungslehre zu machen – habe ich meinen Fehler bemerkt.
Und in diesem Artikel will ich Dir verraten, wie Du ihn vermeiden kannst!
1. Bereinige zuerst Deine MTB-Fahrtechnik-Basics – also Dein Fundament!
Als langjähriger, hauptberuflicher MTB-Coach und internationaler Ausbilder für andere Trainer kann ich Dir verraten, dass komplexe Techniken NUR eine Kombination von sauberen Basics sind. Diese Basics nennen wir „die Fundamentals“.
Und egal wie gut und lange Du schon fährst, indem Du diese Fundamentals immer wieder weiter verfeinerst – wirst Du immer besser. Das kannst Du übrigens nur erreichen, indem Du ganz gezielt übst, damit kommen wir auch zu Punkt 2:
2. Hinterfrage Dinge, die Du dir selbst beibringst oder Dir von Freunden abschaust
Was für andere funktioniert, muss nicht für Dich funktionieren… Ich habe mir jahrelang meine Fehler in der Basis eintrainiert – ich habe diese limitierenden Bewegungsmuster dadurch mit jeder Übungssession immer weiter automatisiert – und dadurch bin ich immer weiter in eine Sackgasse gerannt (oder geradelt)… Ich habe mich dadurch immer weiter von meinem Ziel entfernt…
Vor allem Biker, die bereits seit Kindheit biken, haben oft keine Ahnung, was sie da genau machen. Sie können Dir das leider daher auch nicht vermitteln oder erklären… Nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil sie es einfach nicht wissen.
Denn Bewegungen, die wir seit Kindheit machen, sind woanders gespeichert, als Wissen, das wir lernen und wiedergeben können. (Wenn Du es ganz genau wissen willst, redet man von prozeduralem und explizitem Gedächtnis – mehr dazu hier: MTB-Fahrtechnik selber lernen mit YouTube Videos und Tipps von Freunden
3. Hole Dir eine professionelle MTB-Coach-Betreuung, wenn Du wirklich etwas schnell und bleibend erreichen willst
Das gilt für das Erlernen von Sprachen, Tennis, Golfen, Reiten (…) und auch fürs Mountainbiken.
Erfolg ist die Summe aus einzelnen, strukturierten Trainings. Es ist NICHT das einmalige Training oder das einmalige zufällige „Schaffen“ einer Technik. Das nennt man Glück 😉
Motorisches Lernen ist komplex, braucht Zeit, Wiederholung und schrittweisen Aufbau – sonst programmierst Du Dir mit jeder Einheit Deine Fehler immer weiter ein…
Du fährst dadurch immer weiter in eine Sackgasse. Und je weiter Du reinfährst, umso länger musst Du danach wieder rausfahren – ich denke, das ergibt Sinn, oder?
Und genau so habe ich es leider getan.
Ich habe schlussendlich über 4 Jahre gebraucht, um einen sauberen Bunny Hop zu lernen – und auch heute merke ich, dass ich jedes Mal, wenn ich an der Höhe des Hops arbeiten will, wieder in den alten Automatismus zurück falle, den ich jahrelang kultiviert habe…
Hätte ich gleich am Anfang einen Coach gehabt, der mir die Zusammenhänge erklärt hätte, hätte ich gleich jemanden gehabt, der mir ganz ehrlich sagt: „Du musst regelmäßig erst Dein Fundament bereinigen, bevor Du Dich selbst limitierst, indem Du immer weiter Deine fehlerhaften Bewegungen wiederholst und weiter einprogrammierst“ – oder hätte ich selbst einfach mal früher überlegt – hätte ich mir sicherlich 3 oder 4 Jahre Frust erspart.
Heutzutage unterrichten Berni und ich auf unserer Online-Coaching-Plattform den Bunny Hop regelmäßig und unsere Schüler lernen ihn in wenigen Wochen.
Und deswegen möchte ich Aufklärung betreiben. Ich möchte anderen meine Fehler ersparen – ich möchte Dir Zeit ersparen und Freude bereiten! Weil Du Deine MTB-Fahrtechnik dann viel schneller lernen kannst.
Dafür ist es so unglaublich wichtig, dass Du Dir das in diesem Artikel geschriebene bewusst machst, und Dir bewusst wirst, dass Du dir keinen Gefallen tust, wenn Du zu schnell fortschreitest oder unstrukturiert irgendetwas übst. Also lass Dein Ego beiseite, nehme Dir einen professionellen Coach und staune, wie schnell Du Fortschritte erzielen kannst, sobald Du von Grund auf die Basis bereinigst.
Woran erkennst Du einen professionellen Coach? Stelle viele Fragen! Wenn er Lösungen finden kann, die für Dich individuell Sinn ergeben, wenn er Dir das Warum erklären kann (und das Warum nicht „weil es im Lehrbuch steht“ ist), wenn er sich selbst regelmäßig extern fortbildet und einen unerschöpflichen Durst zu lernen hat, weißt Du, dass Du einen Coach gefunden hast, der ein Coach-Mindset hat!