Vielleicht hast Du auch schon einmal Tipps von Freunden bekommen oder ein YouTube Fahrtechnik-Tutorial angeschaut, bist danach voll motiviert auf die Trails gegangen – wolltest Dein neues „Wissen“ anwenden und es hat nicht geklappt??
Du hast dann gemerkt, dass Du die ganzen neuerlernten Techniken nur zu einem Bruchteil anwenden und abrufen kannst? Oder hast Dir gedacht, das sieht jetzt bestimmt SOOOO COOOOL aus, dann siehst Du ein Foto/Video von Dir und Du siehst aus, wie ein Kartoffelsack an einer Fahnenstange – oder es sieht einfach ganz anders aus, als Du es Dir vorgestellt hast?
In diesem Artikel erfährst Du warum! Und eins vorab: Das ist GANZ NORMAL!
Aha–Erlebnisse sind wichtig! Aber sie bedeuten nicht, dass Du eine Bewegung ausführen kannst.
Warum kannst Du die neuen Techniken nicht einfach ausführen?
Egal ob Du gerade an einem Kurs teilgenommen, Tipps bekommen oder Dir ein YouTube Fahrtechnik Video angesehen hast, es liegt daran, dass wir mit einem anderen Teil unseres Gehirns Bewegungen ausführen als mit dem Teil, mit dem wir logisch lernen! Bewegungen werden vom „prozeduralen Gedächtnis“ ausgeführt und Logik sitzt im „expliziten Gedächtnis“.
Wir haben in unserem Gehirn (um es stark vereinfacht darzustellen) zwei Teile: unser kognitives Gehirn (das wir bewusst steuern können) und unser Unterbewusstsein (das im Hintergrund läuft). Im bewussten Gehirn ist die Logik angesiedelt, aber auch die beabsichtigte Bewegung unseres Körpers, im Unterbewussten (unter anderem) unsere „Gefahreneinschätzung“ und automatisierte Bewegungen.
Der logische Teil ist schnell darin, zu lernen – denn wenn wir ein „Aha-Erlebnis“ haben, dann verstehen wir, worum es geht. Wenn Du also ein Bunny-Hop-Tutorial anschaust, verstehst Du, wie der Move aussieht und VERSTEHST, was Du ausführen musst, um mit Deinem Bike ein „Häschen-Hüpf“ zu machen.
Jetzt gehst Du raus und versuchst es – und kommst wenn überhaupt 2 mm vom Boden weg und fühlst Dich dabei vielleicht wie ein Epileptiker…
Das ist so, weil dein prozedurales Gedächtnis (also der Teil, in dem schnelle Bewegungen ausgeführt werden) nicht über „Verstehen“ lernt – sondern über wiederholtes MACHEN!
Und jetzt kommt die Krux: „wiederholtes Machen“ bedeutet SEEEEEEEHR VIELE Wiederholungen auszuführen… Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass wir Tausende bewusste Wiederholungen brauchen, um eine bestimmte Bewegung wirklich zu können.
Und jetzt kommt die zweite Krux: wenn ein Manöver aus mehreren Teil-Bewegungen besteht, dann müssen diese Bewegungen strategisch aufeinander aufbauen, damit man sich keine kompensatorischen Muster und „schlechte Gewohnheiten“ einprogrammiert.
Du lernst also Bewegungsketten – und eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied!
Wenn Du jetzt z.B. den Bunnyhop übst und ein schwaches Glied hast, das Du übersiehst (oder nicht kennst) und immer weiter übst, um Deine bereits starken Glieder zu stärken, wird dein schwächstes Glied immer schwächer – und irgendwann stagnierst Du! Und dann musst Du einen großen Schritt zurück machen, um all diese kompensatorischen Muster, die Du Dir mit harter Arbeit aufgebaut hast, wieder umzulernen… Und das braucht noch mehr Zeit…
Aus dem Nähkästchen: Wir trainieren seit einigen Jahren MTB-Profis und bilden Fahrtechniktrainer aus, die seit Jaaaaahren biken. An irgendeinem Punkt stagnieren sie – und wissen nicht mehr, was sie machen sollen.
Und was machen wir dann in einem Privatcoaching mit ihnen? Wir suchen nach der Ursache – die meistens in den „Fundamentals“ liegt – also in der soliden Basis (also dem Fundament) der Fahrtechnik. Und dann arbeiten wir konkret daran, diese Dysbalancen zu verbessern.
Oft sind es Kleinigkeiten, die eine RIESIGE Auswirkung haben!
Denn: Dysbalance ist Instabilität. Und Instabilität signalisiert unserem Gehirn und unserem Nervensystem Gefahr = unser Körper fährt auf Sparflamme!
Unser Gehirn hat nämlich eine Hauptfunktion. Diese Funktion ist: uns zu beschützen. Wenn es also Gefahr wittert – schaltet es in den Autopiloten und fängt an, alles zu tun, damit wir safe sind!
Wir können also dadurch weder unsere maximale Kraft abrufen, noch können wir feinkoordinativ Bewegungen ausführen. Dein Körper wird diese Kraft woanders „klauen“, oder „Ausgleichsbewegungen ausführen“ – dies nennt man kompensieren.
Und die Fahrtechnik, die darauf aufbaut, kann dann auch nicht funktionieren!
Oft arbeiten wir an Dingen, bei denen die Rennfahrer sagen „Ja, das habe ich schon mal gehört“, oder „ja, das weiß ich“ – aber bitte:
Lasse Dich von Deinem Ego nicht austricksen! Nur weil Du etwas weißt, heißt es nicht, dass Du es tust! Wissen ist nicht MACHEN!
Wie lerne ich dann neue MTB-Skills?
Indem Du regelmäßig und vor allem strategisch übst! Und Dich wirklich Schritt für Schritt an die Übungsreihenfolge hältst.
Genau wie man einen Pfeil erst zurückziehen muss, um ihn nach vorne zu schießen – muss Dir bewusst sein, dass Du (wenn Du schon lange fährst) eventuell Rückschritte machen musst, um Fortschritte zu machen!
So – jetzt denkst Du „Ok, dann gehe ich halt zu einem Fahrtechnikkurs und lerne die Technik von Grund auf richtig“. Generell ist das eine super Einstellung! Aber – jetzt kommt das aber – Du wirst das an einem Tag nicht schaffen! Denn wie willst Du an einem Tag diese tausenden Wiederholungen unterbringen?
Aber (jetzt kommt das Aber zum Aber) – es gibt Lösungen! Du kannst Dir zum Beispiel einen Trainingsplan schreiben und regelmäßig zu professionellen Trainings gehen! Oder Du buchst einen Online-Fahrtechnikkurs, bei dem Du Coach-Feedback inkludiert hast. Du kannst auch mit Mentaltraining Deinen Lernerfolg unterstützen, zum Beispiel mit SMARTen Zielen.
Zwischenfazit:
Auf jeden Fall ist es wichtig, dass Du Dir eine solide fahrtechnische Basis aufbaust – und idealerweise gleich am Anfang (also wenn Du MTB-Anfänger bist) zu modernen Fahrtechnikkursen gehst und dies regelmäßig wiederholst – und vor allem zwischendurch konkret übst!
Und, dass Du in einem Feel-Good-Gelände unterwegs bist und dort auch die Techniken immer wieder anwendest. Denn nur wenn Du keine Angst hast, kannst Du auch effektiv lernen und Dich durch üben verbessern!
Fazit:
Wenn Du auch glaubst, dass Du Dir MTB-Fahrtechnik mit YouTube oder Tipps von Freunden selbst beibringen kannst, ist das sehr unwahrscheinlich. Auch, wenn Du glaubst, dass ein eintägiges Training im Jahr reicht, um danach viel besser zu biken: ist das leider unmöglich.
Denn so funktioniert unser Gehirn einfach nicht.
Wenn Du Dich bleibend verbessern willst und wirklich coole Skills wie zum Beispiel Kurven und Kehren sauber fahren, Springen, Bunny Hop, Manual oder Hinterradversetzen lernen willst – dann geht an regelmäßigem und strukturiertem Üben kein Weg (auch kein Trail) vorbei!
Denke immer dran: Amateurs practice until they get it right, pros practice until they can’t get it wrong! Auf Deutsch: Amateure üben, bis sie es richtig machen, Profis, bis sie es nicht mehr falsch machen können!
Wenn Du wissen willst, was zu einem soliden MTB-Fahrtechnik Fundament gehört – schau mal hier.
Fragen? Schreibe uns gerne an!